Die geschichtliche Ausgangslage
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Die Feldzüge des Drusus
Im Jahre
16 v. Chr. gab die Clades Lolliana (Vell.Hist.97/1,
Suet.Aug.23,
Cass.54.20) den Grund für eine Umorientierung der
römischen Germanienpolitik. Über den Rhein eingedrungene germanische
Horden der
Sugambrer,
Usipeter und
Tenkterer hatten dem Gallischen
Statthalter Lollilus eine vernichtende Niederlage zugefügt. Dabei eroberten sie
den Legionsadler der 5. Legion und verbrachten ihn in
ihr rechtsrheinisches Territorium. Daraufhin wurden die römischen
Legionen, die bisher im Inneren der neu geschaffenen Provinz Germania Inferrior stationiert waren, an den Rhein verlegt. Kaiser Augustus nahm
die Neuorganisation der Provinz persönlich in die Hand und setze 12 v.
Chr. seinen Stiefsohn Nero Drusus Claudius als Statthalter und
Oberbefehlshaber ein.
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Siedlungsgebiete der Germanen |
Als die
Sugambrer und ihre Verbündeten erneut über den Rhein setzten und in
linksrheinisches Gebiet einfielen, eigentlich ein Teil ihres Stammlandes
vor der römischen Invasion, beschränkte sich Drusus nicht mehr darauf
sie über den Fluss zurückzuschlagen, sondern begann seinerseits eine
Offensive gegen die rechtsrheinisch siedelnden Germanenstämme.
Gleichzeitig errichtete er am linken Flussufer des Rheins, nach der unsicheren
Überlieferung des Florus (Flor.Ep.26), 50 Kastelle zur Sicherung der neuen
Grenze zu den Germanen. So auch das Zweilegionenlager
Vetera auf dem
Fürstenberg in der Nähe von Xanten, und das zwei Legionen fassende Lager
auf dem Hunerberg bei
Nimwegen. Vetera wurde aufgrund seiner günstigen
strategischen Lage gegenüber der Lippemündung, der wichtigste
Ausgangspunkt am Niederrhein für alle zukünftigen Operationen ins noch
freie Germanien.
Bis zum
Jahr 9 vor unserer Zeitrechnung unternahm Drusus vier Feldzüge gegen die
Germanen. Der erste Zug ging vermutlich von der Bataverinsel, das Gebiet
zwischen Rhein und Waal, über den Fluss gegen die dort siedelnden Usipeter und
Sugambrer und anschließend mit einer Flotte vom
Rhein über die Nordsee bis zur Emsmündung.
Wahrscheinlich wurde in dieser Zeit auch mit dem Bau
des
Drususkanals
begonnen, der eine
schiffbare Wasserverbindung vom Rhein über die Ijssel zum Flevomeer
ermöglichte.
Von
Vetera aus ging im Jahr 11 v. Chr. der zweite Schlag gegen die Germanen,
wobei Drusus den Rhein und die Lippe überquerte und bis zur Weser
vordrang. Auf dem Rückmarsch zum Rhein entging der römische Feldherr nur
knapp einer Niederlage gegen die Sugambrer. In diesem Jahr wurde auch
bei
Oberaden das erste Standlager östlich des Rheines erbaut. Im Jahr darauf zog
Drusus von dem Lager
Mogontiakum aus in nordöstliche Richtung
gegen die Chatten. Der vierte und letzte Drususfeldzug 9 v. Chr. wurde
bis an die Elbe geführt, wo Drusus beim Rückmarsch
vom Pferd stürzte,
sich vermutlich den Oberschenkel brach und dreißig Tage später an den
Folgen dieses Unfalles starb.
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Augustus |
Die Feldzüge des Tiberius
Daraufhin übernahm Tiberius, der zweite Stiefsohn von Augustus, im Jahr 8 v.
Chr. das Oberkommando über die in Germanien stationierten römischen Legionen (Sueton/Tib.9,
Vell.Hist.97/4,
Cass.Rom.55.6).
Tiberius Politik war es im Gegensatz zu Drusus, der die offensive militärische
Konfrontation suchte, die germanischen Stämme durch Bündnisse und Verträge an
die Römer zu binden, um sie dann durch politische und wirtschaftliche
Abhängigkeiten ins
Römische Reich zu assimilieren. Ob er für diese passivere Vorgehensweise im
Gegensatz zu seinem Vorgänger einen
speziellen Auftrag von Augustus hatte wissen wir nicht, aber vorstellbar ist durchaus das Augustus dem Tiberius eine bestimmte
Vorgehensweise mit
auf dem Weg gab. Denn die Kriegszüge von Drusus waren ein sehr kostspieliges und materialverzehrendes Unternehmen, dass bisher in keiner
Relation zu den erreichten Erfolgen stand. Durch geschickte Diplomatie scheint
Tiberius zumindest im Anfangsstadium Erfolg gehabt zu haben, denn die Zustände
in Germanien beruhigten sich offenbar vorläufig.
Lediglich der germanische Stamm der Sugambrer, der am unteren Niederrhein sein
Kernstammland hatte und der sich in den zurückliegenden Jahren viele heftige
Konfrontationen mit den Römern lieferte, weigerte sich auf die angebotenen Verträge
einzugehen (Strabo7/1). Als die Sugambrer schließlich auf Druck ihrer Nachbarstämme
doch ihren König Maelo und Teile ihres Stammesadels zu Verhandlungen
mit Tiberius sandten, ließ der diese gefangen nehmen und nach Gallien
deportieren. Wahrscheinlich um der römischen Gefangenschaft zu entgehen
und um nicht als Geiseln gegenüber ihrem Stamm zu dienen, nahmen sich
die arretierten Germanen das Leben. Führungslos geworden ließen sich
daraufhin ein Großteil der Sugambrer, zusammen angeblich etwa 40000
Menschen, auf die linke Rheinseite umsiedeln. Für Tiberius ging es bei
diesem Vorgehen wohl offensichtlich in erste Linie darum, in dem
freigewordenen Siedlungsgebiet der Sugambrer eine entvölkerte
Pufferzone zwischen den Germanen und Römern zu schaffen, die allein den
Römern zu betreten und zu bewirtschaften vorbehalten war. In dieser Zeit
wurde auch das von seinem Bruder Drusus wenige Jahre vorher errichtete
Lippelager
Oberaden planmäßig aufgelassen und wenig später mit
dem Lager
Haltern, etwa 35 Kilometer flussabwärts ein neuer Stützpunkt
an der Lippe gegründet.
Für die
Zeit nach dem Tiberius als Oberbefehlshaber Germanien verlassen hat,
gibt es nur wenige Aufzeichnungen die bis in unsere Zeit gelangt sind.
Für das Jahr 1 vor unserer Zeitrechnung finden wir die Aussage in den histographischen Quellen, dass Domitius Ahenobarbus die Pontes Longi
(die langen Brücken), einen Knüppeldamm über ein ausgedehntes Sumpfgebiet,
erbauen ließ. Und durch einen anderen Bericht erfahren wir, dass sich
Germanien empörte sobald sein Bezwinger sich abwendete und erzählt
zugleich von einem gewaltigen Krieg der in Germanien entbrannte. Nach
verschiedenen Unruhen, die offenbar von den Römer nur mühsam unter Kontrolle
gehalten werden konnten, kehrte Tiberius 4 Jahre nach der Zeitwende, mit dem
Vorsatz nun endgültig die Verhältnisse zu
klären, nach Germanien zurück. Wahrscheinlich sollte jetzt der Plan verwirklicht werden,
der vorsah das Römische Reich bis zur Elbe auszudehnen und aus Germanien eine
reguläre Provinz zu machen.
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Nero Claudius Drusus |
So zog
im ersten Jahr Tiberius gegen die Canniefaten,
Attuarier und
Brukterer
und verbündete sich mit den Cheruskern. Zu dieser Zeit wurden
wahrscheinlich auch die beiden cheruskischen Fürstensöhne Arminius und
sein Bruder Flavus in römische Dienste übernommen. Der römische
Oberbefehlshaber zog mit seiner Armee in Gebiete jenseits der Weser,
wobei ihm die Germanen augenscheinlich nur wenig Widerstand
entgegensetzten. Am Jahresende des Jahres 4 legte er am Oberlauf der
Lippe, bei
Delbrück-Anreppen ein Standlager an, in dem erstmals ein Teil seiner
Legionen in Germanien Überwinterte. Für das darauf folgende Jahr zog Tiberius mit seinem
Heer bis zur Elbe und vereinigte sich dort mit seiner Flotte, die an der
Nordseeküste entlang bis zu diesem Fluss gesegelt war. Der römische
Geschichtsschreiber und Teilnehmer dieses Feldzuges Velleius Paterculus
spricht nur von einem Hinterhalt der Germanen, den sich Tiberius
allerdings erfolgreich stellen musste. Ansonsten scheint es während
dieses Feldzuges keine erwähnenswerte Gegenwehr von germanischer Seite
gegeben zu haben.
Nach
Abschluss dieses Vorstoßes in das rechtsrheinische Germanien zogen sich
die Römer in ihre Winterquartiere zurück und planten für das darauf
folgende Jahr den entscheidenden Schlag gegen den Markomannenkönig
Marbod, der bei einem erfolgreichen Gelingen
endgültig die Grenzen des römischen
Imperiums bis zur Elbe ausweiten sollte. Marbod hatte sich im heutigen Böhmen
ein großes Reich mit einem hochgerüsteten Heer erschaffen und wurde so zu einer
Bedrohung für die Großmacht Rom. Infolge dessen beabsichtigte Augustus, Marbod
in die Schranken zu weisen und ihn durch zwei von verschiedenen
Richtungen anmarschierende Armeen in die Zange zu nehmen. Der Legat Sentius Saturnius erhielt den Auftrag sein Heer von Westen kommend durch
das Gebiet der Chatten gegen die Markomannen zu führen. Tiberius selbst
führte seine Legionen von Norikum, (eine Region östlich des Inn) in
nördliche Richtung. Wenige Tage vor dem Aufeinandertreffen mit den
Truppen des Marbod erhielten die Römer die Nachricht, dass es einen
großen Volksaufstand in den Provinzen Pannonien und Dalmatien, auf dem
heutigen Balkan gab. Dieser Aufstand bedeutete eine akute Gefährdung
für das römische Reich, woraufhin der Angriff gegen Marbod abgebrochen
wurde und Augustus einen Teil seiner Legionen zur Abwehr dieses
Aufstandes in das neue Krisengebiet verlagerte (Vell.Hist.110,
Cass.Rom55.28).
Varus als Statthalter
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Tiberius |
In
Germanien übernahm nun
Quintilius Varus den Oberbefehl. Während der
Großteil der römischen Legionen damit beschäftigt war, den Aufstand der Pannonier und Dalmatier niederzuschlagen, sollte sich vermutlich Varus
darauf beschränken, die unter Tiberius eroberten Gebiete zu sichern und die dort
lebende Bevölkerung nachhaltig zu romanisieren. Das Ergebnis
dieser „Sicherung“ endete im Jahr 9 n. Chr. in eine Katastrophe für Rom.
Mit dem Vorsatz eine lokal begrenzte Rebellion aufsässiger Germanen
niederzuschlagen, zog Varus mit der 17.-18. und 19. Legion, drei Reiter- und
sechs Infanterieeinheiten im Spätsommer dieses Jahres gegen die
Aufständischen. Auf dem Marsch in das Gebiet der Rebellierenden, geriet
er mit seinem Heer in einen Hinterhalt germanischer Krieger unter der
Führung von
Arminius dem
Cherusker, der mittlerweile in seine Heimat
zurückgekehrt war und eine Führungsrolle innerhalb seines Stammes erlangt hatte.
Während des Ablaufes dieser Vernichtungsschlacht wurde die
römische Armee fast vollständig vernichtet und Varus stürzte sich ins eigene Schwert
als er die sich abzeichnende
Niederlage erkannte. Anschließend eroberten
und zerstörten die Germanen alle rechtsrheinischen Römerlager außer dem
Kastell
Aliso. Hierhin konnten sich die geschlagenen Reste des Varusheeres flüchten und unter dem Lagerkommandanten Caedicus
erfolgreich einer germanischen Belagerung trotzen. Nachdem die
eingeschlossenen Lagerinsassen vergeblich auf eine Befreiung durch ein
Entsatzheer gewartet hatten, schlugen sie sich bei einer günstigen
Gelegenheit auf eigene Faust bis zu den eigenen Truppen am
Rhein durch.
Als die Nachricht von der Niederlage des
Varus nach Rom gelangte, soll sich
Augustus aus Kummer für einige Monate weder das Bart- noch das Haupthaar
geschnitten haben. Zudem pflegte er bisweilen seinen Kopf vor einen
Türpfosten zu schlagen und diese Worte auszurufen: „Quintilius,
Varus gib mir meine Legionen wieder“ (Sueton
Aug.23). Die Schmach über diese Niederlage
war so groß, dass nie wieder eine 17. -18. oder 19. Legion aufgestellt
wurde, was ein Novum in der römischen Geschichte darstellte. Und
weiterhin wurde den Überlebenden der Schlacht untersagt jemals wieder
italienischen Boden zu betreten.
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Die Feldzüge des Germanicus
In der
Folge dieses Desasters wagten die Römer nur noch räumlich beschränkte
Unternehmungen über den Rhein nach Osten, und riskierten vorläufig noch
keinen umfassenden Gegenschlag (Vell.Hist.120). Als nach dem Tode von Augustus die in
Germanien stationierten Legionen rebellierten, wurde Germanicus, der Sohn
von Drusus, vom neuen Cäsar Tiberius in die Provinz Germania entsandt,
um dort als neuer Oberbefehlshaber den aufflammenden Aufstand in den eigenen
Reihen zu ersticken. Nachdem ihm dieses nur unter großen persönlichen
Einsatz gelungen war, überschritt der neue Statthalter mit den
disziplinierten Legionen noch im Spätsommer des Jahres 14 n. Chr. den
Rhein über eine Schiffbrücke, um gegen den dort siedelnden germanischen
Stamm der Marser zu ziehen (Tac.Ann.I/49). Dieser erste kriegerische Kontakt zwischen Germanicus und den Germanen jenseits des Rheines galt bei sachlicher
Betrachtung in erster Linie dazu, den römischen Legionen eine neue
Kampfmoral zu geben. Gleichzeitig sollte die Disziplin in der Truppe
wiederhergestellt werden, und das Augenmerk der Legionen auf ihren
wirklichen Feind, die germanischen Stämme im Osten zu richten. Es ist wahrscheinlich, dass Germanicus
auf einer Route zwischen der Lippe und der Ruhr in das Gebiet der Marser
vorstieß. Hier drang er auf der „Bahn“ die Tiberius schon früher
angelegt hatte, ins Landesinnere vor und attackierte die auf einen
Kampf unvorbereiteten Germanen. Gleichzeitig zerstörte er deren
Heiligtum, die
Tamfana, und verwüstete die Gegend nach der Aussage des
Geschichtsschreibers Tacitus auf fünfzig Meilen. Auf dem Rückmarsch in
die linksrheinischen Winterquartiere kam es zu einer
kämpferischen Auseinandersetzung zwischen den Römern und einer
germanischen Koalition aus Brukterern, Usipetern und Tenkterern, die
Germanicus mit seinen Legionen relativ unbeschadet abwehren konnte.
Für das Jahr 15 plante Germanicus den Großangriff gegen die
rechtsrheinisch siedelnden Germanenstämme(Tac.Ann.I/56). Mit zwei Armeen stieß
er über den Mittelrhein in die östlichen Gebiete vor. Das
von ihm angeführte Heer eroberte sich das Taunusbecken zurück und stieß
von dort gegen den Germanenstamm
der Chatten und besiegte diesen scheinbar ohne größere Schwierigkeiten. Sein
Legat Caecina hatte gleichzeitig die Aufgabe die Arminiustreuen Cherusker durch
Gefechte zu binden, um durch diese Ablenkungsattacken einen
Zusammenschluss von Cheruskern und Chatten zu verhindern. Als sich Germanicus
wieder auf dem Rückmarsch zum Rhein befand, erhielt er die Nachricht dass der
römerfreundlich gesinnte Cheruskerfürst Segestes von verfeindeten Landsleuten
belagert wurde. Daraufhin machte der römische Feldherr mit seinen Truppen kehrt
und befreite Segestes aus dieser Belagerung. Während dieser Beistandsaktion verschleppte er
Thusnelda, die hochschwangere Frau
von Arminius, in römische Hoheitsgebiete. Sie war eine Tochter
von Segestes und hatte sich gegen seinen Willen mit Arminius vermählt.
Nachdem
die Verhältnisse am Mittelrhein aus römischer Sicht geordnet schienen,
widmete sich Germanicus dem zweiten zentralen Angriffsschwerpunkt dieses
Jahres: Die Rückeroberung der Münsterländer Bucht bis zur Ems und der
Reglementierung der dort siedelnden Germanen (Tac.Ann.I/60). Durch
drei unabhängig voneinander operierenden Angriffskeile schlug das
römische Heer die in diesem Gebiet siedelnden Brukterer und eroberte
einen der in der Varusschlacht verlorenen Legionsadler zurück. Dabei
geriet Germanicus in die Nähe des Varusschlachtfeldes, auf dem die
Gebeine der getöteten römischen Soldaten noch immer unbestattet lagen.
Er beschloss die Orte der Trauer aufzusuchen und den gefallenen Soldaten
die letzte Ehre zu erweisen. Aus den vergänglichen Überresten der
vernichteten Legionen ließ er einen Grabtumulus errichten, und verfolgte
anschließend das Heer des Arminius in noch unwegsamere Gebiete. Nachdem
es aber zwischen den Kontrahenten zu keiner Entscheidungsschlacht
gekommen war, zog Germanicus mit seinem Heer wieder zurück zu seiner
Ausgangsposition an die Ems. Der Legat Caecina sollte von hier auf dem
schnellsten Weg mit seinen Legionen die Lager am Rhein erreichen. Auf
diesem Rückmarsch gerät er mit seinem Heer an des Langen Brücken in schwere Bedrängnis durch
das Heer des Arminius welches ihn an den Rand einer Niederlage
brachte. Nur durch entschlossenes Handeln gelingt es Caecina die
römischen Legionen zum sicheren Rhein zu retten (Tac.Ann.I/63). Dort hatte Agrippina,
die Frau des Germanicus, den Abbruch der Rheinbrücke verhindert. Denn
aus Furcht vor einem Einfall der Germanen in linksrheinisches Gebiet gab
es Leute unter den Römern, die diesen festen Flussübergang beseitigen
wollten (Tac.Ann.I/69).
Währenddessen fuhr Germanicus mit seinen restlichen vier Legionen die Ems herab. Die Reiterei die ihn auf dem
Landweg begleitete, trennte sich von ihm im Mündungsgebiet der Ems und
zog an der Küste entlang zurück zum Rhein. Germanicus selbst
wollte seinen Feldzug fortführen und fuhr mit seiner Flotte die Nordseeküste
entlang weiter zur Weser. Da er jedoch befürchtete, dass er mit seinen Schiffen im
seichten Küstengebiet auflaufen würde, mussten zur Verringerung des
Tiefganges der Boote zwei Legionen die Schiffe verlassen und über den Landweg
in Richtung Wesermündung weitermarschieren. In Folge der wechselnden
Wasserstände an der Nordseeküste kamen diese beiden Legionen durch plötzlich
überflutete Niederungen in große Not. Viele Legionäre ertranken auf diesem
Marsch und ein großer Teil seiner Ausrüstung ging verloren. Die Reste der zwei Legionen
konnten nur mit Mühe die Weser
erreichen. Dort nahm sie Germanicus wieder in seine Schiffe auf und kehrte zu den Lagern am Rhein
zurück.
Für das
Jahr 16 plante Germanicus einen Feldzug tief ins innere Germaniens, um
nun das Gebiet zwischen Ems und Weser zu unterwerfen (Tac.Ann.II/6). Damit er diesen
Feldzug mit seinen Legionen ausgeruht beginnen konnte, wollte er sein
gesamtes Heer mit einer Schiffsflotte zur Ems befördern. Zu diesem Zweck
ließ er auf der Insel der Bataver 1000 Schiffe bauen. Währenddessen
schickte Germanicus den Legaten Silius mit einer leicht beweglichen
Einheit in das Gebiet der Chatten. Aber der konnte wegen einsetzender
Regenfälle nichts bewirken, außer dass er die Gattin des Chattenfürsten
Arpus mit ihrer Tochter entführte. Germanicus selbst führte auf die
Nachricht, dass das Lager Aliso an der Lippe belagert würde sechs
Legionen dorthin. Aber die Belagerer stellten sich nicht zum Kampf,
sondern zogen sich beim erscheinen des römischen Heerführers zurück. Bei
ihrem Abzug zerstörten sie jedoch den
Altar des Drusus und den Grabtumulus der Varuslegionen, der im Jahr vorher zur Ehre der
gefallenen Soldaten errichtet wurde. Germanicus erneuerte nur den
Drususaltar und schiffte sich anschließend mit seinem Heer ein. Durch
den Drususkanal über die Flevosee fuhr er zum Unterlauf der Ems und
überquerte den Fluss über Brücken, und drang von dort auf dem Landweg in
das Territorium zwischen Ems und Elbe vor. Einen Aufstand der
Angrivarier in
seinem Rücken ließ er durch Stertinius niederschlagen. Das erste
Aufeinadertreffen zwischen dem Germanenheer unter Arminius und dem Heer
des Germanicus ereignete sich auf dem Feld Idistaviso an der Weser. Aus
dieser Schlacht gingen nach der Überlieferung die römischen Legionen als
der eindeutige Sieger hervor. Aus den erbeuteten Waffen der Germanen
ließ Germanicus ein einen Hügel als Zeichen des Sieges über die
Germanenvölker jenseits des Rheines errichten. Die Germanen, die schon
bereit waren ihre Wohnsitze zu verlegen, reagierten auf diese Verhöhnung
mit ihrem letzten Aufgebot an Kämpfern (Tac.Ann.II/18). Beim Rückmarsch der Römer zur
Ems stellten sich die Germanen den Römern erneut am so genannten
Angrivarierwall entgegen. Auch in dieser Schlacht fügten die römischen
Truppen den Germanen schwere Verluste zu, aber es kam auch hier nicht zu
einen klaren und abschließenden Entscheidung. Aber da es bereits
Hochsommer war, beendete Germanicus diesen Feldzug und ließ einen Teil
der Truppe auf den Landweg zurück in die Winterquartiere ziehen. Er
selbst kehrte mit dem größten Teil seines Heeres zu seiner Flotte
zurück und wollte über die Seen und Flüsse so wie er dorthin gekommen
war, zum Rhein zurückkehren. An der Nordsee wurde seine Flotte von einer
Sturmflut überrascht und in eine schwere Seenot gebracht. Nur mit Mühe
konnte der römische Feldherr den Rest seiner Schiffe, andere waren
gesunken, wieder zum Rhein bringen. In der Hoffnung, dass der Hauptteil
der römischen Armee mit ihren Schiffen an der Nordsee unterging,
wagten die Germanen am Rhein einen weiteren Aufstand den Germanicus
nach seiner Wiederkehr erfolgreich
niederschlagen konnte.
Für das
darauf folgende Jahr plante Germanicus die endgültige Niederwerfung der
Germanen bis zur Elbe. Nach seiner Ansicht benötigte er nur noch einen
entscheidenden Schlag gegen die aufsässigen Germanenstämme bis er den
Wiederstand
definitiv gebrochen hat und sie sich dem römischen Diktat unterwerfen
würden. Aber der Caesar Tiberius untersagte ihm einen erneuten großen
Feldzug über den Rhein, denn für ihn standen der bisherige Erfolg in den
letzten 30 Jahren dieser Germanenkriege in keiner Relation zu den
Verlusten an Menschen und Material. Für die Feldzüge des Germanicus
wurden in den drei Jahren 8 Legionen am Rhein zusammengezogen, was zur
damaligen Zeit etwa ein Drittel des gesamten römischen Heeres ausmachte.
Durch den enormen Verbrauch an Pferden, Waffen und anderem
Kriegsmaterial, dass aus den Provinzen herangeschafft werden musste,
stöhnten deren Bewohner unter der großen Steuerlast. In Folge dieser
Entscheidung von Tiberius, keinen Feldzug mehr über den Rhein zu wagen,
änderte sich die römische Germanenpolitik fundamental. Tiberius überließ
das rechtsrheinische Germanien sich selbst und die dort siedelnden
Germanenstämme ihrer eigenen Zerrissenheit. Der Rhein
wurde als Grenze manifestiert und in Verbindung mit dem
Limes als
abschließende Grenzlinie zu den Germanen ausgebaut.
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Germanicus |
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