Suetonius
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Augustus
20.
Auch den Angriffen der Darker setzte er ein Ende, als er drei ihrer Führer
mitsamt einer großen Anzahl Soldaten niedermachte, und die Germanen drängte er
über die Elbe zurück; aus diesem Stamm führte er die Sueben und die Sugambrer,
die sich freiwillig ergaben, nach Gallien hinüber und siedelte sie in Gebieten
in der Nähe des Rheins an.
23. Im ganzen hat er
(Augustus) nur zwei schwere
Niederlagen mit Schimpf und Schande erlitten; das war nirgendwo anders als in
Germanien: die des Lollius und die des Varus. Bei der Niederlage des Lollius war
die Schmach größer als die Schlappe, die Niederlage des Varus hätte fast das
Ende bedeutet, waren doch drei Legionen und ihr Führer, die Legaten und alle
Hilfstruppen niedergemacht worden. Als die Nachricht davon eintraf, ordnete er
an, dass in der ganzen Stadt bei Tag und bei Nacht Wachen patrouillieren
sollten, damit keine Unruhe entstehe; und den Statthaltern der Provinzen
verlängerte er den Oberbefehl, damit die Bundesgenossen von erfahrenen und ihnen
bekannten Männern im Gehorsam gehalten würden. Er gelobte auch große Spiele dem
Iuppiter Optimus Maximus, wenn doch nur der Zustand des Staates wieder eine
Wendung zum Besseren gemacht hätte: so wie es im Krieg gegen die Kimbern und
Marser geschehen war. Schließlich soll er so aus der Fassung gebracht worden
sein, dass er Bart und Haare über Monate hat wachsen lassen und manchmal den
Kopf gegen die Tür schlug und dann sagte: “Quintilius Varus, gib mir die
Legionen wieder!“ Und den Tag der Niederlage soll er in jedem Jahr in Schwermut
und ganz traurig verbracht haben.
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Tiberius
9.
Im Rätischen und Vindelicischen Krieg unterwarf er die Alpenstämme, im
Pannonischen die Breucer und Dalmater, im Krieg gegen die Germanen ließ er
vierzigtausend von den Gefangenen nach Gallien übersiedeln und ihren Wohnsitz
ganz in der Nähe des Rheinufers in einem Gebiet nehmen, dass er ihnen zugewiesen
hatte.
16-19.
Andererseits wurde ihm für fünf Jahre die tribuzinische Gewalt übertragen; er
wurde beauftragt, dafür zu sorgen, dass in Germanien die Lage ruhig werde.
Nachdem die Pharter das, was ihnen aufgetragen worden war, in Rom Augustus
vorgetragen hatten, erhielten sie den Befehl, auch Tiberius in der Provinz
aufzusuchen. Als aber die Nachricht eintraf, Illyrien sei abgefallen, da ließ er
sich den neuen Krieg angelegen sein; es war der schwerste aller auswärtigen
Kriege seit den Punischen Kriegen. Er führte ihn mit fünfzehn Legionen und
gleich vielen Hilfstruppen drei Jahre lang, dabei waren die Schwierigkeiten auf
allen Ebenen groß, und es herrschte äußerster Mangel an Getreide. Und obwohl man
ihn öfter zurückbeorderte, blieb er dennoch vor Ort und kämpfte weiter, weil er
befürchtete, der Feind, der vor ihrer Haustür stehe und die Oberhand habe, werde
ihnen hart nachsetzen, wenn sie sich, dazu noch ohne Veranlassung, zurückzögen.
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Suetonius
Tranquillus wurde im Jahr 70 im heutigen Algerien geboren und starb um 150 nach
Christus. Über seine Lebensdaten ist uns nicht viel bekannt. Seine Familie
zählte zu den Rittern und bildete eine gute Grundlage für eine gute Ausbildung
und ein berufliches Fortkommen, da er einen Zugang zu höheren Kreisen hatte. Er
erlangte zuerst am Hof des Kaisers Trajan die Funktion eines Redners und Anwalts
und wurde später Kanzleichef. Dieses Amt hatte er auch unter Kaiser Hadrian
inne. So hatte Sueton auch Zugang zu Nachrichten aus dem ganzen Reich, die er in
seinen Werken einfließen ließ. Im Jahre 121 n. Chr. wurde er in eine Hofintrige
verstrickt und verließ den Hof, da er bei Kaiser Hadrian in Ungnade gefallen
war.
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Seine Hartnäckigkeit hat sich sehr gelohnt: Ganz Illyrien, soweit es
sich erstreckt von Italien und dem königreich Noricum, Tharkien und Makedonien,
zwischen der Donau und dem Küstenstreifen an der Adria, wurde vollkommen
unterjocht und den Römern unterstellt. Weil auch noch der Zeitpunkt günstig war,
trug er noch mehr Ruhm davon, der über das gewöhnliche Maß hinausging. Denn fast
zur selben Zeit ging in Germanien Quintilius Varus mit drei Legionen zugrunde,
und niemand hatte irgendwelche Zweifel daran, dass sich die Germanen nach ihrem
Sieg mit den Pannoniern verbündet hätten, wenn nicht zuvor Illyrien in einem
Krieg vollkommen bezwungen worden wäre. ...
Im folgenden Jahr ging er wieder nach Germanien; weil
er erkannt hatte dass es nur aus Unbesonnenheit und aus
Nachlässigkeit des Führers zur Niederlage des Varus gekommen war,
unternahm er nichts, ohne vorher den Kriegsrat um seine Ansicht
gefragt zu haben. Sonst war alles nach seinen dafürhalten gegangen,
und er hatte sich nur auf sich selbst verlassen, damals beriet er
sich entgegen seiner Gewohnheit mit mehreren über die
Kriegsführung. Auch bei seinem Kommando legte er größere Genauigkeit
als üblich an den Tag. Als er daran ging, den Rhein zu überqueren,
ließ er den gesamten Tross, den er auf ein bestimmtes Maß
eingeschränkt hatte, nicht eher übersetzten, als er am Ufer selbst
Stellung bezogen und die Ladung der Wagen kontrolliert hatte, damit
nur das hinüber transportiert werde, was er erlaubt hatte und was
notwendig war. Auf der anderen Rheinseite gewöhnte er sich daran, in
der Art zu leben, dass er sich auf den nackten Rasenboden setzte und
etwas aß, oft ohne Zelt übernachtete und sämtliche Befehle für den
folgenden Tag, auch wenn plötzlich noch eine Aufgabe hinzugefügt
werden musste, nur schriftlich gab. Er setzte die Aufforderung
darunter, jeder, der hinsichtlich irgendeines Punktes Bedenken habe,
solle sich, und zwar ohne Mittelsmann, direkt an ihn wenden, zu
jeder Zeit, selbst in der Nacht. Disziplin forderte er mit äußerster
Strenge ein, indem er auf Arten der Bestrafung und von Ehrverlust
aus alter Zeit zurückgriff und einem Legionssoldaten mit Schimpf
brandmarkte, weil er ein paar Soldaten zusammen mit seinen
Freigelassenen zur Jagt jenseits des Flusses geschickt hatte. Wenn
er auch ganz wenig dem blinden Zufall überließ, so begann er doch
Schlachten stets bedächtlich ruhiger, wenn das Licht, während er bei
Nacht arbeitete, plötzlich und ohne dass es jemand umgestoßen hatte, herabfiel
und verlosch; er verlasse sich, wie er sagte, fest auf ein Vorzeichen, was sich
für ihn und seine Vorfahren bei jedem Kommando voll bewährt habe. Aber obwohl er
einen Krieg erfolgreich geführt hatte, hätte nicht viel gefehlt und er wäre von
einem Bructerer ermordet worden, der sich unter denjenigen bewegte, die mit ihm
Tuchfühlung hatten; unter der Folter hat man ihm das Geständnis herausgepresst,
eine schlimme Tat im Schilde geführt zu haben. Als er nach zweijähriger
Abwesenheit aus Germanien nach Rom zurückkehrte, feierte er den Triumph, den er
einst verschoben hatte, wobei ihm auch die Legaten das Geleit gaben, für die er
die Triumphabzeichen erwirkt hatte.
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Ovid
Sitemap
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Caligula
1.
Germanicus, der Vater des Caligula Caesar, der Sohn des Drusus und Antonia der
Jüngeren, wurde von Tiberius, seinem Onkel väterlicherseits, adoptiert. Er war
Quaestor vor der Zeit die das Gesetz zubilligt; und unmittelbar im Anschluss an
die Quaestur bekleidete er das Konsulat. Man schickte ihn zum Heer, das in
Germanien stationiert war; als die Nachrichte vom Tode des Augustus eintraf,
haben alle Legionen ohne Ausnahme Tiberius als Kaiser sehr entschieden abgelehnt
und ihm diese Position im Staate angetragen; Germanicus hielt diese Bestrebungen
in Schranken, wobei ungewiss ist, ob er das aus Loyalität tat oder mehr
deswegen, weil es für ihn keine Versuchung darstellte; bald darauf besiegte er
den Feind völlig und feierte seinen Triumph.
3.
Wo immer er Grabmäler berühmter Männer besuchte, brachte er den Geistern der
Verstorbenen ein Totenopfer dar. Er wollte die alten, überall verstreut
herumliegenden Überreste der in der Varusschlacht Gefallenen in einem Grabhügel
bestatten, also machte er sich als erster daran, eigenhändig die Leichenteile zu
sammeln und zusammenzutragen.
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Claudius
2-4.
Dieser Drusus hatte als Quaestor und Praetor ein Kommando im Rätischen, danach
im Germanischen Krieg; in dieser Funktion segelte er als erster römischer
Feldherr über den nördlichen Ozean und legte jenseits des Rheins Kanäle an;
diese Arbeit trieb er tätig voran, es war ein gewaltiges Unternehmen. Diese
Kanäle führen bis in unsere Zeit noch immer seinen Namen. Auch hatte er den
Feind fast immer vernichtend geschlagen und ihn bis in die tiefsten Einöden
getrieben, doch mit seiner Verfolgung hörte er nicht eher auf, bis dem Sieger
die Erscheinung einer Einheimischen übermenschlicher Größe auf Latein verbot,
weiter zu marschieren. Wegen dieser Leistungen erhielt er das Recht auf einen
kleinen Triumph und die Triumphalinsignien. Unmittelbar nach der Praetur hatte
er das Konsulat angetreten und den Feldzug wieder aufgenommen, da erlag er einer
Krankheit im Sommerlager; dieser Vorfall brachte diesem den Namen Unglückslager
ein. Seinem Leichnam gaben die Honoratioren der Munizipien und Kolonien das
Geleit, die Dekurien der Schreiber eilten ihm entgegen und übernahmen den
Leichnam, um ihn dann nach Rom zu schaffen; auf dem Marsfeld wurde er bestattet.
Davon einmal abgesehen, hat das Heer ihm einen Kenotaph errichtet; seitdem
marschieren jedes Jahr an einem festgelegten Termin die Soldaten an diesem
vorüber, und die Stämme der Gallier bringen in seiner Nähe ein öffentliches
Dankopfer dar.
Aus Martinet Hans:
C. Sueton Tranquillus / Das Leben der römischen Kaiser/Albatross
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