Ein
anderer Punkt an dem sich die Geister scheiden ist die Frage, an welchem
Ort Drusus den eigentlichen Kanal die Fossa Drusiana anlegte, der den
Rhein mit dem Flevomeer verbinden sollte. Dabei gibt es zwei mögliche
Varianten die derzeit immer noch leidenschaftlich diskutiert werden. Zum
einen handelt es sich um die Verbindung zwischen dem niederrheinischen
Westervoort und dem ijsselschen Doesburg, und andererseits dem Alten
Rhein oder die Vecht bei Traiectum (Utrecht), und als Endpunkt für beide
Deutungen das in römischer Zeit noch fast geschlossene Flevomeer (Lacus
Flevo). Da allerdings fast sämtliche Argumente in die Richtung deuten,
dass der Kanal des Drusus der zur Flevosee führte, zwischen Westervoort
und Doesburg angelegt wurde, muss man von dieser Streckenführung für die
sich nach dem Bau des Kanals anschließenden römischen
Flottenexpeditionen ausgehen.
Als
Drusus im Jahr 15 v. Chr. die römische Grenze an den Rhein verlegte und
bei Nimwegen seinen ersten Stützpunkt anlegte, wurde schon in das
Flusssystem des Rheines eingegriffen um seinen Strömungsverlauf zu
beeinflussen. Dabei schien es ihm Wichtig zu sein, dass er für seine
Feldzüge gegen die Friesen und Chauken über die im Landesinneren
gelegenen Seen vordringen konnte, denn die Nordsee galt als ein
unberechenbares, und damit ein für die römische Schifffahrt gefährlich
zu durchquerendes Gewässer. Um diese angestrebte Wegführung zu erreichen
musste Drusus die Wasserscheide zwischen Rhein und Ijssel durchbrechen,
um so eine Durchfahrt zum Flevomeer zu erreichen. Es spricht nichts
dagegen, dass von dem Legionsstützpunkt Nimwegen (Noviomagus) aus, die
Legionen die Regulierungsmaßnahmen des Rheines vornahmen. So liegt die
Entfernung zwischen diesem Römerkastell und dem Damm bei Rindern bei
etwa zwanzig Kilometern. Der Abstand zwischen Nimwegen und Westervoort
gar nur cirka 15 Kilometer. Auch scheint die gleichzeitige Nennung von
Bataverinsel und die anschließende Flottenfahrt des Germanicus in den
Drususkanal, von dem uns Tacitus berichtet, ein Indiz dafür zu sein,
dass diese beiden Örtlichkeiten in einer gewissen Nähe zueinander
gestanden haben müssen.