Die Angaben des
Lucius Annaeus
Florus über die Varusschlacht sind mit Vorsicht zu behandeln, denn
verschiedene seiner Aussagen sind nicht mit der übrigen Quellenlage
und archäologisch gesicherten Resultaten zu vereinbaren. Er rafft
den Verlauf der Germanenkriege extrem zusammen und überschlägt dabei
wichtige Ereignisse. Dabei erklärt er ungenau, mehrdeutig und
idealisierend.
Seine Ausführungen unterscheiden sich
von allen anderen Berichten grundlegend, weil er von dem Angriff der
Germanen auf ein Lager spricht, während Varus dort vor Gericht bat.
Diese Aussage scheint nicht mit der damaligen Realität vereinbar zu
sein, denn es ist schwer vorstellbar dass es die Germanen gewagt haben sollen,
ein befestigtes Dreilegionenlager anzugreifen welches über seine mannschaftliche Sollstärke verfügte und damit uneingeschränkt
abwehrbereit war. Auch seine Angaben, dass schon zur Zeit des Drusus 50
Kastelle am Rhein, Maas. Elbe und Weser erbaut wurden, lassen sich bisher nicht
durch die Archäologie bestätigen.
So ist auch äußerst Zweifelhaft dass es schon zur Zeit des Drusus
feste Lagerstandorte an Weser und Elbe gegeben haben soll.
Gleichfalls erschüttern seine Angaben
über den Verbleib der in der Varusschlacht verloren gegangenen
Legionsadler seine Glaubwürdigkeit. Denn nach der Aussage von
Strabon,
Tacitus und
Dio waren diese von den Germanen erbeuteten Adler zu
Lebzeiten des Florus wieder in römischen Besitz. Allerdings handelt es
sich bei der Geschichtsbeschreibung von Florus nach langläufiger
Expertenmeinung, um ein anschaulich gesetztes Gleichnis über die Fehler
im Umgang mit anderen Völkern und Kulturen. Durch seine Angaben würde er
auch nicht wesentlich zur Schlachtortbestimmung beitragen, denn die
Ortsbeschreibungen von ihm sind zu sehr allgemein gehalten, um durch sie
die gesuchten Örtlichkeiten lokalisieren zu können.
Genaue Ortsangaben erhalten wir von Florus
nicht, aber hier wird das Gelände der Varusschlacht folgendermaßen
beschrieben (FlorusEp.36): “ Nichts war grausamer als dieses Gemetzel in Sümpfen und
Wäldern...“und (FlorusEp.38):“ bevor der dritte (Legionsadler) in die
Hände der Feinde fallen konnte, riss ihn der Standartenträger ab,
steckte ihn in die Öffnungen seines Wehrgehenks und verbarg sich so im
blutigen Sumpf.“ Wie bei allen vorher genannten Autoren über die
Varusschlacht, fand auch nach dieser Aussage diese Vernichtungsschlacht im
bewaldeten und versumpften Gelände statt. Und auch hier
findet sich keine Anmerkung über ein auf den Osning hinweisendes
Gebirge.