Der
Grieche Strabo hat sich als weit gereister Wissenschaftler intensiv und
offenkundig gewissenhaft mit der Geographie der damaligen bekannten Welt
beschäftigt. Er gibt in seiner Geographica den seinerzeitigen
Wissenstand der germanischen Ethnologie wieder, was man klar in seinen
aufrichtigen Bemühungen die germanischen Volksstämme nachvollziehbar in
ihre Siedlungsgebiete einzuordnen erkennen kann. Dabei vermeidet er
seinen Anriss zum Geschehen der Varusschlacht übermäßig zu
emotionalisieren, sondern übermittelt uns sachlich die Fakten die ihm
zur Verfügung standen. Zur Lokalisation der Varusschlacht selbst trägt
er nicht entscheidend bei, jedoch liefert er uns als Zeitzeuge wertvolle
Ergänzungshinweise die zur Aufklärung der Sachverhalte beitragen können.
Die
verwertbaren Ortsangaben Strabons für die Varusschlachtsuche sind leider
nur begrenzt. Doch lassen sich in seiner Geographica einige
grundsätzliche Hinweise herauslesen. Als erstes Indiz für die
topographische Struktur des Einsatzgebietes der Römer, und ihre
Schwierigkeiten damit, bietet Strabo mit folgendem Abschnitt:
(Strabo 1/17)„Und ich
brauche keine Beispiele aus der Vergangenheit: der jetzige Feldzug der
Römer gegen die Parther ist, glaube ich, ein hinreichendes Zeichen
dafür, und ebenso der gegen die Germanen und Kelten, wo die Barbaren in
unzugänglichen Sümpfen und Wäldern und in Einöden das Gelände für sich
kämpfen lassen, das Nahe für die Unkundigen fern machen und die Straßen,
sowie den Reichtum an Nahrung und dem Übrigen, dem Blick zu entziehen.“
Hier scheinen wiederum die ausschlaggebenden Behinderungen des römischen
Heeres in Wäldern und Sümpfen zu liegen, und nicht bergiges Gelände, was
gegen einen Schlachtort im heutigen Teutoburger Wald spricht. Weiterhin
versucht Strabo die Siedlungsgebiete der germanischen Stämme mit
gewissen Ereignissen oder anhand der Lage verschiedener Gewässer zu
orten. So lokalisiert er die Sugambrer in dem Gebiet zwischen Rhein und
Ozean (Ijsselmeer?), die aber, im Gegensatz zu anderen vertriebenen
Germanenstämmen ihre Siedlungsgebiete zum Teil am Rhein behalten haben.
So ortet Strabo auch die Brukterer an der Ems ein, wo sich Drusus mit
ihnen ein Seegefecht geliefert haben soll, und an der Lippe, die nach
seiner Aussage durch das Gebiet der kleinen Brukterer fließt. Zu den Cheruskern schreibt Strabo folgendes:
(Strabo 7/1.4) „Bei ihnen (den Cheruskern) wurden drei
Legionen der Römer mit ihrem Feldherrn Quintilius Varus durch Bruch der
Verträge verraten und aus dem Hinterhalt vernichtet.“ Bei der
Auslegung dieser Textstelle muss es sich bei dem Ort der Varusschlacht
nicht um ein Gebiet innerhalb des Territoriums der Cherusker handeln,
sondern „bei den Cheruskern“ kann auch eine Gegend „in der Nähe von“ den
Cheruskern bezeichnen.