Dieser Halbsatz ("und
lockten ihn so weit vom Rhein weg in das Gebiet der Cherusker und zur Weser"
(Cass.Hist.56/18) in Cassius Dios Beschreibung
der Clades Variana, ist die Ursache für sämtliche Lokalisierungsversuche im oder
am heutigen Teutoburger Wald. Nur auf dieser Aussage begründet sich die Annahme,
dass Varus den Sommer in einem Weserlager verbracht habe. Betrachtet man sich
diese Aussage genauer, dann ist sie nicht mehr so konkret wie sie auf den ersten
Moment scheint. An dieser Textstelle steht nicht, dass Varus in das Gebiet der
Cherusker an der Weser gezogen ist, sondern es wird von zwei unterschiedlichen
Örtlichkeiten gesprochen. Zum einen handelt es sich um einen Ort an der Weser,
an dem sich römische Truppen aufgehalten haben, was durch das im Sommer 2008
entdeckte Lager in Minden-Barkhausen bestätigt wird. Es ist demnach aber nicht
zwingend, dass Varus selbst hier weilte, sondern hier kann auch nur ein Teil
seiner Legionen jenseits des Osnings stationiert worden sein. Hier mag von
Cassius Dio bildhaft nahegelegt worden sein, wie weit das Einflussgebiet von
Varus reichte. Für Varus selbst war es sicherlich angenehmer, durch seine
bequeme Lebensart begründet (Vell.Hist.117/2),
in einem festen Lager mit seinen Annehmlichkeiten zu residieren. Dieses
Standlager scheint mit dem Legionslager Dellbrück-Anreppen identisch zu sein,
denn hier gab es ein ungewöhnlich prächtig ausgestattetes Prätorium, welches
einem römischen Statthalter gerecht würde. Dieses Lager befand sich zudem auch
im Grenzgebiet zu den Cheruskern oder sogar in dessen Territorium.