De Korte Dyk
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Die
Frage ob dieser Überflutungskanal der ins Isselbruch führte noch
während der Römerzeit bei gewissen Wasserständen aktiv durchflossen
wurde lässt sich eindeutig bejahen, denn am Anfang dieses einstmaligen Flussbettes in
der Flürener Heide, befindet sich ein Damm der zweifelsohne als
Banndeich errichtet wurde, und einen Wasserdurchfluss durch diesen
Flussarm verhindern sollte. Diese Tatsache kann nur bedeuten, dass
irgendjemand in der zurückliegenden Vergangenheit einen bestehenden
Durchfluss verhindern wollte. Eine genaue Datierung, wann dieser Deich
erbaut wurde, lässt sich derzeitig nicht bestimmen, aber ein frühes
Zeugnis über die Existenz dieses Dammes gab uns eine Karte aus dem Jahr
1634. Zu dieser Zeit beauftragte der Brandenburgische Kurfürst Georg
Wilhelm, den Jordan von der Weyhe eine Rheinstromkarte zu zeichnen. In
dieser Karte war an diesem Ort ein altes, mit einem Wegedamm versehenes
Flussbett eingezeichnet. Der Damm trug den Namen „De korte Dyk“, und das
Flussbett führte ausdrücklich die Bezeichnung „verlendeten alten
lipestrangh“. Diese Karte war im Rheinmuseum Koblenz ausgestellt und ist
leider bei der Zerstörung dieses Museums im Zweiten Weltkrieg verloren
gegangen.
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Google Ansicht De Korte Dyk:
Größere Kartenansicht |
Es
drängt sich die Mutmaßung auf, dass dieser Deich schon in römischer Zeit
erbaut worden sein könnte. Dabei sind mehrere Gründe ausschlaggebend für
diese Annahme. Auf den ersten Blick wäre es für die Römer nahe liegend
gewesen dieses Flussbett welches als Endpunkt mindestens bis zur
Geldersen Ijssel führte, als Schifffahrtstrasse zu nutzen. Eine
derartige Streckenführung hätte einen Drususkanal überflüssig gemacht.
Doch da dieses Flussbett sicherlich schon in dieser Zeit im Stadium der
Verlandung war, und nur bei vermehrtem Wasseraufkommen von Rhein und
Lippe ausreichend Wasser führte, eignete es sich nicht für einen
permanenten Schiffsverkehr. Zudem benötigten die Römer, wenn ihre
bevorzugte Rheinübergangsstelle an der Flürener Halbinsel war, eine
Wegtrasse über dieses Flussbett, wenn sie tiefer in das rechtsrheinische
Gebiet gelangen wollten. Über diesen Damm war zudem ein Vormarsch nach
Osten selbst bei Hochwasser problemlos gewährleistet. Dabei wurde durch
die Anlage dieses Dammes gleichzeitig verhindert, dass neben dem
regulären Einzugswasser der Alten Issel noch zusätzlich größere
Wassermassen in die Isselniederung einflossen. Diese Maßnahme kann ein
früher Versuch gewesen sein, dieses ehemals staunasse und versumpfte
Gelände im Isselbruch trockenzulegen.
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Topographische Situation des
Lippemündungsgebietes
Bild anklicken zum Vergrößern
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Letztendlich kann dieser Deich ein Teil einer umfassenden
Rheinregulierungsmaßnahme sein, die den Zweck hatte, die Wassermassen
des Rheines an bestimmten Stellen zu konzentrieren und von anderen Orten
fernzuhalten. Die Römer waren zwar nicht in der Lage den Lauf des
Rheines zu kontrollieren, jedoch konnten sie ihn manipulieren. Eine
eindeutige römische Beeinflussung des Rheines findet sich einige
Kilometer weiter Flussabwärts oberhalb von Kleve in der Düffelward auf
der linken Rheinseite. Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen
Banndeich, der an der ehemaligen Flussteilung des Rheines, in die Waal
und den niederländischem Rhein, angelegt wurde. Dieser Deich in
Kleve-Rindern (Rindernsche Deich) hatte nach derzeitiger archäologischer
Meinung den Zweck die einströmenden Wasserfuten in die Waal zu
vermindern um dadurch größere Wassermassen in den rechten Flusslauf des
Rheines zu leiten. Denn die Waal war bis zu diesem Zeitpunkt der
ungleich wasserreichere dieser beiden Flussarme. Da jedoch der
niederländische Rhein als Grenze zu Germanien fungierte, war es für die
Römer wichtig, möglichst viel Wasser durch diesen Rheinarm fließen zu
lassen, damit dieser Grenzfluss als solcher seine Funktion erfüllte. Im
gleichen Moment war es erforderlich, ausreichend Wasser dem Drususkanal
zuzuführen, um diese Wasserstrasse auch bei niedrigen Wasserständen
schiffbar zu halten. Gleichzeitig wurde zu der Bataverinsel die sich
zwischen den beiden Flussarmen befand und die im römischen
Interessenbereich lag, die vormals deutlich abgrenzende Wirkung der Waal
genommen.
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Damm in der Flürener Heide/“De Korte Dyk“
Auszug aus der
Deutschen Grundkarte
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Wie sehr
die Waal gegenüber dem niederländischen Rhein vernachlässigt wurde,
zeigt die Verteilung der römischen Kastelle auf der linken Rheinseite
die fast ausschließlich am linken Rheinufer errichtet wurden.
Gleichfalls spielte der Schiffsverkehr der Waal bis ins neunte
Jahrhundert keine tragende Rolle. Und auch die Anlage der Fossa
Corbulonis (Corbulokanal), die im Jahr 47 n. Chr. von dem römischen
Legaten Cn. Domitius
Corbulo erbaut wurde um den unteren Rhein mit der Waal zu verbinden,
würde keinen Sinn machen, wenn die Waal damals regelmäßig als
Schifffahrtstrasse genutzt wurde. Einen Eindruck über die ursprüngliche
Wasserverteilung dieser beiden Rheinarme gab uns Tacitus in seinen
Historien anlässlich des Bataveraufstandes im Jahre 71 n. Chr. Nachdem
sich Civils, der Anführer der Bataver, nach dem vergeblichen Aufstand
gegen die Römer auf die Bataverinsel zurückgezogen hatte, öffnete er den
von Drusus erbauten Damm, und er gab dem nach der Gallischen Seite
hinströmenden Rhein durch die Beseitigung aller Hindernisse freien Lauf.
Nachdem der der Damm entfernt und der Waalarm reaktiviert wurde,
erweckte der Flussarm, nach der Aussage des Tacitus, zwischen der
Bataverinsel und dem rechtsrheinischen Ufer den Eindruck einer einzigen
zusammenhängenden Landmasse. Obwohl uns Tacitus nichts weiteres mehr
berichtet, muss man davon ausgehen, dass der Damm nach dem
Bataveraufstand wieder geschlossen wurde, denn für die Römer war es von
außerordentlicher Wichtigkeit, dass der niederländische Rhein seine
abgrenzende Eigenschaft durch seinen hohen Wasserstand behielt.
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De korte Dyk

Die Wallkrone des "Korten Dyk" |
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